Mittwoch, Februar 04, 2009

Die Quote und ich

Bei Jusos-on-Tour am vergangenen Wochenende kam mal wieder das alte leidige Thema der Quote auf. Bei den Jusos ist es übrigens nicht mal eine Geschlechter-, sondern eine Frauenquote, sprich ein bestimmter Prozentsatz von Vorständen, Delegationen und anderes muss mit Frauen besetzt sein, 100% geht aber auch. Da fehlt mir ja irgendwie schon die Gleichberechtigung. Gleiches gilt für die quotierte Redeliste, speziell für den Fakt, dass die Diskussion beendet ist, wenn keine Frau mehr auf der Redeliste steht, es sei denn eine Frau stellt den Antrag auf Fortführung der Debatte und diesem wird statt gegeben. Auch das widerspricht meinem Gerechtigkeitsempfinden.

Die Argumente für diese Regelung lauten, dass geschlechtspezifischem Redeverhalten entgegen gewirkt werden soll. Geschlechtsspezifisch ist Redeverhalten insofern, als dass Männer üblicherweise ein dominanteres oder sei es auch nur ein selbstbewussteres Redeverhalten haben und in einer gemischten Gruppe die Redebeiträge von Frauen häufig untergehen.

So weit so gut, jeder der mich kennt, wird wissen, dass mein Redeverhalten an Selbstbewusstsein kaum zu überbieten ist und auch meine Redebeiträge eher nicht untergehen. Und besonders bei den Jusos empfinde ich da mich nicht als Einzelfall, ich würde glatt behaupten, dass dort generell eher die Frauen die Männer in Grund und Boden reden. Und gerade die Frauen, die nicht so gestrickt sind, werden durch die Quotierung und die „dominanten“ Frauen wie mich wohl auch eher noch mehr ins Abseits gedrängt.

Aber auch an der Funktionalität der Quote habe ich meine Zweifel. Meiner Erfahrung nach wirkt nämlich gerade die Quote abschreckend auf Frauen. Wenn weniger Frauen in der aktiven Gruppe sind, dann müssen diese Frauen halt die Ämter annehmen, um die Quotierung zu erreichen. So kann frau dann auch nicht einfach mal unbefangen reinschnuppern und sich umschauen und überlegen, ob die Jusos das Richtige für sie ist. Oder sie kann schon, aber die Absage einer Kandidatur brauch meiner Meinung nach noch einiges mehr an Selbstbewusstsein als für die Teilnahme an einer Diskussion. Somit ist gleich die Hemmschwelle für den Anfang erhöht und die künftige Frustration ebenfalls vorprogrammiert, da man Ämter nur mit schlechten Gewissen ausschlagen kann.

Insbesondere wird auch die Quote von vielen Frauen als diskriminierend empfunden. Denn gerade die Quote drückt deutlichst aus, dass Frauen als benachteiligt angesehen werden.


Ok, die praktikablen Probleme brauch ich wohl nicht erläutern (woher Frauen nehmen, wenn nicht stehlen) und das Thema „Geschlechtsneutrale Sprache" würde hier zu ausufernd werden und bekommt nen eigenen Post.

Als Schlußwort muss ich sagen, dass für mich als Frau gerade die Quote ein Thema ist, dass mich immer wieder an den Rande des Austritts bringt. Auch nicht ganz das erzielte Ergebnis.

6 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Ich bin zuversichtlich, dass ich dieses Jahr wieder genügend Frauen habe um die Qoute zu erfüllen. Vielleicht wollen sie nicht auf die Beko, aber sie werden dann halt gezwungen... Nein scherz. Zum Glück wollen alle hin, aber trozdem. Danke für die Beschreibung des Themas. Das ist genau der Standpunkt der Jungsozialistinnen im deinem Nachbar-UB.
Nur wenn wir das Thema ansprechen, sind wir ja immer Frauenfeindlich - auch die Frauen wohlgemerkt...

Soviel dazu! :)

AnKa hat gesagt…

Ich habe das "Glück", dass bei dem Thema mein Ruf schon gänzlich ruiniert ist und ich da dann auch ganz frei und offen reden kann. Und das immer und immer wieder.

Übrigens wollte ich den Post erst mit "Ich bin eine frauenfeindliche Frau" überschreiben...

Unknown hat gesagt…

Ach, unser Ruf ist eigentlich komplett am Boden. Aber ich denke wir könnten dieses Jahr noch eins draufsetzen.
Bei uns hat nämlich niemand auch nur annähernd Zeit, Anträge zu formulieren :)

AnKa hat gesagt…

Dafür haben wir wieder Massen, inklusive einem Tierschutz- und Organspendeantrag ;-).

manuel mccartney hat gesagt…

Also Anka, ich bin da voll und ganz deiner Meinung. Obwohl das immer recht gefährlich ist als Mann zu sagen, im Bezug auf Frauenfeindlichkeit. Kann hier nur sagen, ich bin sicherlich NICHT frauenfeindlich, halte aber die Quote für absoluten Schwachsinn. Man sollte anhand seiner Interessen und seines Wissens selber entscheiden ob man für ein Amt geeignet ist und dies nicht anhand einer Geschlechterquote festlegen.
Und wenn ich mir dann bei einer Vorstellung anhören muss: "Ich bekomme das Amt ja sowieso, da ich eine Frau bin", dann ist das für mich eine Diskriminierung aller Männer die Interesse hatten da Sie vielleicht für das Amt besser geeignet gewesen wären.

Mit freundlichen Grüßen,

Manuel

Anonym hat gesagt…

Also ich hatte letztens auch den Fall in der Mailingliste der Jusos meines derzeitigen Wohnorts über das Thema zu diskutieren.

Ich hatte Vorschläge gemacht, die einen Antrag betrafen, der um Konzepte für die Stärkung der Naturwissenschaften in Schulen eingereicht werden sollte. Der Antragsteller hatte dort auch das Thema Geschlechtergerechtigkeit aufgemacht, es aber nicht im Rahmen von Genderthematik verstehen wollen. Zum Glück ist mir da auch eine Frau zur Seite gesprungen, die meinte, dass bei all der Förderung von Mädchen die Probleme von Problem-Jungs schnell aus dem Blickfeld geraten.