Freitag, Mai 08, 2009

Mal was anderes zum Thema

Wie schwachsinnig die Internetsperren im Kampf gegen Kinderpornographie und Missbrauch ist, will ich hier nicht nochmal darstellen, sondern mal eine weitere Richtung hinzufügen.
Der Kampf ist nämlich extrem wichtig und deshalb sollte man endlich auch mal diskutieren, was wie tatsächlich helfen würde.
Dank meines Studiums weiß ich, dass leider der absolute Großteil von Gewalttaten und sexuellen Übergriffen in der Familie und nächsten Umfeld geschehen. Schrecklicherweise sind es nämlich nicht die Leute irgendwo da draussen, im Ausland und auch keine organisierten Verbrecherbanden. In den meisten Fällen ist der nette Onkel, Nachbar oder sonst eine nähere Person.
Was könnte da helfen?
Ein erster Schritt ist da sicher Aufklärung. Über diesen Fakt und über Anzeichen. Die Menschen müssen sensibler werden.
Ich habe während eines Praktikums ja auch an den Verhandlungen teilgenommen, bei denen es um einen Pädophilen ging. Was mich da echt umgehen hat, ist eine Randgeschichte: Dem Pädophilen ist an den Erzählungen eines Mitgefangenen über seinen Sohn einiges aufgefallen, was er dann auch seiner Psychologin erzählte, die dann mal mit diesem Sohn sprach und raus fand: Dieser Sohn wurde sexuell belästigt!
Das ist keiner Lehrerin oder einem Familienangehörigen aufgefallen, sondern die Schilderung des Verhaltens hat den Pädophilen auf den Gedanken gebracht.
Sicherlich ist da auch ein Grund, dass sexuelle Belästigung und Missbrauchs für die Meisten einfach komplett außerhalb der Vorstellung liegt.

Aufklärung ist auch gegenüber den Kindern wichtig. Natürlich sollten die nicht mit den schrecklichen Details konfrontiert werden, aber gerade in Kindergärten, Schulen und ganz besonders in der Familie ist es immens wichtig, den Kindern bei zu bringen, dass sie nein sagen dürfen zu körperlicher Annäherung. Dazu gehört auch, dass es Nein sagen darf zu den Begrüßungsküssen von Oma oder sich nicht auf den Schoss von jemanden setzen muss, wenn es das nicht möchte.

Ich denke auch, dass wir dringend mehr oder in vielen Fällen auch überhaupt Schulpsychologen brauchen. Menschen, von denen die Kinder wissen, dem kann ich mich anvertrauen, mit dem kann ich mal reden.
Menschen, an die sich auch Lehrer wenden könne, wenn ihnen auffällt, dass sich ein Kind abschottet oder selbst gewalttätig wird. Denn Lehrer sind damit überfordert und gerade das sich abschottende Kind ist zunächst mal unauffällig.


Ich habe mit Sicherheit nicht die absolute Lösung des Problems und bin auch keine Fachfrau, aber ich glaube diese Ansätze wären zigmal sinnvoller und vor allem wirkungsvoller als die Internetsperren. Und ich hoffe, dass sich der ein oder andere auch dazu mal Gedanken macht und wir vielleicht wirklich gute Konzepte entwickeln können im Kampf gegen Kindesmissbrauch und Kinderpornographie.

3 Kommentare:

Stephan hat gesagt…

Mal wieder ein guter Beitrag in diesem Blog.

Aber noch etwas zur Internetsperre.Die Sache ist, wie du schon beschrieben hast, das sie nichts bis sehr wenig bringt. Das einzige was sie bewirkt ist, dass die Leute weiter wegsehen, sich auf die Schulter klopfen und sagen "Wir haben was gemacht", anstatt sich wirklich mit dem Problem auseinanderzusetzen.
Das unabhängige Schulpsychologen oder Sozialpädagogen an den Schulen sind ist wäre eine sinnvollere Maßnahme, aber das wäre wohl kaum so publikumswirksam.

Noch was zur Sensibilisierung. Aufklärung tut wirklich not. Nur darf man dort halt in keine Panik verfallen. Da es dann schnell zu Misurteilen kommt.

AnKa hat gesagt…

Ja, ein falscher, öffentlicher Verdacht ist ebenfalls schrecklich.

Was ich noch vergessen hatte: Die Aufklärung auch für Leute mit pädophilen Neigungen. Da gab es auch mal nen guten Text in der Neon (rausgesucht: http://www.neon.de/kat/fuehlen/psychologie/147262.html)

Für diese Neigung können die Menschen nichts, für den Umgang damit schon...

Nadja hat gesagt…

Ich finde auch ein falscher Verdacht kann schnell entstehen. Unsere Tochter (2 Jahre) gab kürzlich eine Äußerung von sich, aus der man falsche Schlüsse ziehen könnte.

Aber Kinder stark zum Nein sagen machen finde ich auf jeder Ebene wichtig. Das sollte man als Eltern ins Besondere fördern und die Kinder vor diesen erzwungen oder erkauften Liebesbeweisen schützen. Genau das könnte prima von Kitas und Schule unterstützt werden. In unseren Einrichtungen laufen ein paar solcher Projekte. Meiner Meinung nach immer noch zu wenig. Denn in vielen Familien ist das Thema immer noch tabu und bräuchte Aufklärung von außen.