Freitag, Februar 23, 2007

J.M.Coetzee - Zeitlupe


Nachdem ich mir über mein 1.Coetzee-Buch("Schande")immer noch kein endgültiges Urteil gebildet habe, habe ich mir gedacht, dass ein weiteres seiner Bücher da vielleicht helfen könnt.

Darum habe ich mich an "Zeitlupe" gewagt, in dem Paul Rayment eines seiner Beine bei einem Unfalls verliert und nun sein Leben nach diesem Ereignis geschildert wird. Erst im Krankenhaus und dann bei ihm zu Hause, wo er zunächst eine Krankenpflegerin nach der nächsten "verschleißt ", bis Marijana Jokic die Stelle antritt und er sich in sie verliebt.

Und ich muss sagen, die 2.Chance hat sich gelohnt, denn ´Zeitlupe´ ist eines der Bücher, bei denen man wirklich traurig ist, wenn es endet. Man möchte mehr von dieser Geschichte und hofft bis zum Schluss, dass Paul Rayment endlich sein Schicksal akzeptiert und anfängt mit amputierten Bein zu leben und aufhört, einem Leben nachzutrauern, das er vor dem Unfall ironischerweise auch nicht lebte.
Ein Buch, das immer wieder überraschende Wende enthält und Fragen über Moral und Gerechtigkeit, Liebe und Fürsorge und besonders über Jugend und Alter aufwirft.

Paul suhlt sich richtiggehend in "Tränen, Schleim, Rotz: [der] weniger romantischen Seite des Kummers" und verursacht mit einem Liebes-Geständnis zu Marijana in deren Familie ein genauso einschneidendes Ereignis wie sein Unfall. Scheinbar legt er es darauf an, das Leben von Marijana und ihrer Familie genauso aus den Angeln zu heben, wie er sein Leben erlebt und mischt sich immer wieder ein und spielt sich als Ersatz-Vater oder , wie er es nennt, Pate ihrer Kinder auf.
Zu all dem gibt es auch noch Elizabeth Castello, die plötzlich überraschend und ohne jede Erklärung bei ihm auftaucht, erst bei ihm einzieht, dann rausgeworfen wird, doch immer wieder seinen Weg kreuzt.

Ein wirklich tolles Buch und wärmstens zu empfehlen.

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