Samstag, Oktober 11, 2008

Scheuklappen

Eigentlich finde ich einen Tunnelblick ziemlich bescheiden. Und ich war immer stolz darauf, eine untypische Juristin zu sein, die tatsächlich noch Dinge links und rechts sieht und auch Nicht-Juristen und tatsächlich sogar Nicht-Studierte als Freunde zu haben. (Traurig, aber wahr: Ich wurde von Kommilitonen schon mal gefragt, wie Leute ohne Studium denn so sind...)

Und nu? Nun befinde ich mich im Repetitorium und muss gestehen, das macht mir zu schaffen. Ich gehöre ja bekanntlich eher zur Gruppe "Intelligent, aber faul" und da ist es eine wahnsinnige Umstellung dazu 5-8 Stunden am Tag konsequent zu lernen. Aber ich bin sehr diszipliniert und ziehe durch. Mit einigen Nebenwirkungen: Alles, was gerade keine hohe Priorität geniesst, ist direkt wieder raus aus meinem Kopf (weswegen ich ständig mit Notizzetteln hantiere); abends bin ich einfach kaputt und k.o., will nur noch essen und meine Ruhe; Freunde bekommen noch seltener Lebenszeichen von mir als vordem.
Und besonders der Beste aller Männer hat es gerade nicht leicht mit mir. Denn wir befinden uns ja immer noch auf einer Baustelle, auch wenn diese stetig kleiner wird. Und da müssen dann und wann Entscheidungen getroffen werden und wenn es so banale Dinge sind, wie die Frage, ob in den Flur 3 oder 5 Strahler sollen. Und meine momentane Meinung zu allem ist: "Ist mir egal, hab ich gerade keinen Kopf für. Mach so wie du denkst." Eine Antwort, die mich selbst immer zum kochen bringt. Und der Beste aller Männer fürchtet, höchstwahrscheinlich zu recht, dass irgendwann meine Scheuklappen fallen und ich wieder nach rechts und links schauen kann und dann fuchsig werde, weil 5 Strahler im Flur ja nun wirklich viel zu viel sind.

Also, Leute, habt Verständnis für mich. Ich verspreche euch, mich ganz, ganz doll zu bemühen und mich bald ans Rep gewöhnt zu haben und dann wieder zum ganz normalen Chaoten zu mutieren.

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